Übermitteln

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Übermitteln bedeutet, Nachrichten zu senden und zu empfangen. Im Alltag übermitteln wir Nachrichten auf vielfältige Weise, zum Beispiel durch Sprache, Schrift, Verkehrsschilder oder Warntöne. In diesem Kapitel lernst du einfache Mittel kennen, mit denen du Nachrichten übermitteln und verschlüsseln kannst.

Medien

Ein Medium ist ein Mittel, mit dem kommuniziert (übermittelt) wird. Das meistgenutzte Medium ist heutzutage das Internet. Andere bekannte Medien sind Radio, Fernsehen, Plakate oder Zeitungen. Du benutzt auch Medien, wenn du telefonierst, Textnachrichten schreibst oder Briefe verschickst. Auch die Pfadi nutzt diese Medien. Die meisten Pfadiabteilungen haben eine eigene Website oder Social-Media-Kanäle. Viele verschicken auch eine gedruckte Pfadizeitung – zum Beispiel das überregionale SARASANI-Heft der Pfadibewegung Schweiz.

Übermittlungsmethoden

Um Nachrichten zu übermitteln, benötigt man ein Signal, das von Empfängerinnen wahrgenommen werden kann. Signale können auf verschiedene Arten übertragen werden. Je besser die Signale erkennbar sind, desto einfacher sind sie zu verstehen. Signale sind dann besonders gut erkennbar, wenn sie sich von ihrem Hintergrund stark abheben. Stehst du zum Beispiel auf einem Hügel, bist du für einen Empfänger*in besser sichtbar. Dasselbe gilt für helle Signale in der Nacht oder vor einem dunklen Hintergrund – diese Signale kannst du zum Beispiel mit deiner Taschenlampe machen. In der Tabelle unten findest du eine Übersicht über verschiedene Signalarten.

Tageszeit Mittel Reichweite
Tag Flaggen oder Scheiben 500m (mit Fernglas bis 2 km)
Tag Sonnenspiegel Bis 20 km
Nacht Taschenlampe 1 bis 3 km, je nach Stärke der Lampe
Nacht Morsescheinwerfer Bis 20 km
Tag/Nacht Pfeifen und Hörner 500 m, stark vom Wind und Lärmeinfluss abhängig
Tag/Nacht Morsetaste Je nach Kabellänge

Wegzeichen

Mithilfe von natürlichen Materialien wie Steinen, Ästen oder Blättern kannst du anderen Pfadis Botschaften übermitteln. Allerdings benötigt das Erkennen von Wegzeichen ein geübtes Auge. Setze sie deshalb grosszügig ein, besonders im Dickicht.

Morsen

Beim Morsen werden Nachrichten mithilfe von Punkt- und Strichzeichen übermittelt:

  • Buchstaben bestehen immer aus ein bis vier Zeichen.
  • Zahlen bestehen aus fünf Zeichen.
  • Satzzeichen und Abkürzungen bestehen aus sechs Zeichen.

In der folgenden Tabelle findest du alle Morsezeichen. Die Wörter in der Tabelle dienen dir als Merkhilfe. Jede Silbe mit einem O entspricht einem Strich. Jede Silbe ohne O entspricht einem Punkt.

Um das Morsen zu vereinfachen kannst du auch nur mit einem Punkt («Verstanden») oder einem Strich («Nicht verstanden») antworten.

Wenn du mit Tonsignalen morst, bedeutet ein kurzer Ton einen Punkt und ein langer Ton einen Strich. Bei Lichtsignalen verwendest du ein kurzes oder ein langes Leuchten. Sende die Signale stets in einem konstanten Rhythmus, damit Striche und Punkte klar voneinander unterscheidbar sind. Die Länge der Zeichen und Pausen ist dabei stets ein Vielfaches der Dauer eines Punktes:

  • Striche signalisierst du dreimal länger als Punkte.
  • Die Pause zwischen Punkten und/oder Strichen dauert so lange wie ein Punkt.
  • Die Pause zwischen zwei Buchstaben dauert so lange wie drei Punkte.
  • Die Pause zwischen zwei Wörtern dauert so lange wie sieben Punkte.

Veranschaulichung Zeichenlänge / Pausen wie oben beschrieben:

Der Morseschlüssel hilft dir beim schnellen Entschlüsseln von Nachrichten. Starte oben in der Mitte und folge je nach Punkt oder Strich der entsprechenden Farbe.

Wenn du Morsenachrichten aufschreibst, hilft es dir, die Buchstaben durch einen und die Wörter durch zwei Querstriche zu trennen. So kannst du einfacher erkennen, wann ein Buchstabe oder Wort endet.

··/---//--·/·/····/-//-··/·-/···//

Du kannst Morsenachrichten auch mit Flaggen übertragen. Punkte und Striche werden dabei durch verschiedene Stellungen signalisiert.

Semaphorsystem

Beim Semaphorsystem werden die einzelnen Buchstaben durch verschiedene Armstellungen dargestellt. Im Vergleich zum Morsesystem ist es zwar schwieriger, eine Nachricht zu übermitteln. Dafür ist das Senden deutlich schneller. Die einzelnen Armstellungen werden dabei mit 45-Grad-Winkeln dargestellt. Damit dich dein Gegenüber möglichst gut versteht, ist es wichtig, dass du **zwischen den einzelnen Zeichen in die Grundstellung gehst **und die Zeichen möglichst ruhig und präzise anzeigst. Um eine Zahl zu übermitteln, beginnst du mit den «Zahl»- Zeichen, sendest die gewünschten Ziffern und beendest die Folge mit dem «Zahl»-Zeichen.

Für eine grössere Reichweite kannst du Stöcke oder Flaggen verwenden. Bei beiden Systemen ist es hilfreich, Abkürzungen und möglichst kurze Nachrichten zu verwenden.

Weitere Übermittlungsmethoden

Bis jetzt hast du verschiedene Zeichensysteme kennengelernt. Um Nachrichten einfacher oder schneller zu übermitteln, kannst du diese Systeme mit verschiedenen Übermittlungsmedien kombinieren, zum Beispiel mit einem selbst gebastelten Büchsentelefon. Probiere einfach aus, was funktioniert. Wichtig ist nur, dass derdie Empfängerin die Nachricht entziffern kann.

JOTA-JOTI

JOTA steht für Jamboree on the Air, JOTI für Jamboree on the Internet. JOTA-JOTI ist ein Weltpfaditreff per Funk und Internet.** Es ist der grösste Pfadianlass überhaupt** und findet jedes Jahr am dritten Wochenende im Oktober statt. Dabei kommunizieren Pfadis weltweit von ihrem Pfadiheim aus per Funk und über das Internet miteinander. Frag deine Leitung, wenn auch du an einem JOTA-JOTI mitmachen möchtest.

Buchstabieralphabet

Das Buchstabieralphabet wird weltweit im Funkverkehr verwendet, so zum Beispiel in der Luftfahrt und auch am JOTA-JOTI. Es ist international vereinheitlicht und erleichtert das Buchstabieren von Wörtern. Jedem Buchstaben im Alphabet ist ein Wort zugeordnet. So verwechselst du ähnlich klingende Buchstaben wie F und S nicht. Das Alphabet setzt sich aus den folgenden Wörtern zusammen:

  • Alfa, Bravo, Charlie, Delta, Echo, Foxtrot, Golf, Hotel, India, Juliett, Kilo, Lima, Mike, November, Oscar, Papa, Quebec, Romeo, Sierra, Tango, Uniform, Victor, Whiskey, X-Ray, Yankee, Zulu

«Ast» wird zum Beispiel als «Alpha Sierra Tango» buchstabiert.

Verschlüsseln

Das Verschlüsseln oder Chiffrieren dient dazu, eine Nachricht geheim zu halten. Weil die Nachricht für andere nicht sichtbar oder nicht verständlich ist, können nur die Senderinnen und die Empfängerinnen die Nachricht lesen.

Geheimtinten

Am einfachsten lässt sich eine Nachricht geheim halten, wenn niemand sieht, dass es überhaupt eine Nachricht gibt. Eine Möglichkeit hierfür sind Geheimtinten. Schreibst du beispielsweise eine Nachricht mit Orangen-, Zitronen- oder Zwiebelsaft auf Papier und lässt diese eintrocknen, wird die Nachricht unsichtbar. Derdie Empfängerin kann die Schrift dann durch Wärme wieder sichtbar machen, beispielsweise indem das Papier vorsichtig über einer Kerze erhitzt wird. Es gibt aber noch weitere Geheimtinten, die durch Wärme sichtbar werden: Salz- oder Zuckerlösungen oder mit Wasser verdünntes Eiweiss.

Statt spezieller Tinte kannst du auch eine weisse Wachskerze verwenden. Wenn du das Papier anschliessend mit Wasserfarbe bemalst, bleibt die Farbe nur auf dem wachsfreien Papier haften.

Codieren mit Textschlüssel

Du kannst Nachrichten so verschlüsseln, dass sie für nicht eingeweihte Personen keinen Sinn ergeben. Nur derdie Empfänger in kann die Nachricht mit dem richtigen Schlüssel wieder lesbar machen. Eine einfache Möglichkeit ist das Verschieben von Buchstaben. Wenn man das Alphabet um zwei Stellen verschiebt, wird aus einem A ein C, aus einem B ein D und so weiter. Das Wort BLUME schreibt sich dann so: DNWOG. Derdie Empfängerin muss nun alle Buchstaben der Nachricht zwei Stellen im Alphabet zurückschieben, um die Nachricht zu entschlüsseln.

Einfacher geht das, wenn du dir eine Buchstabendrehscheibe bastelst:

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten der Codierung, zum Beispiel das Austauschen von Buchstaben oder das Rückwärtsschreiben von ganzen Wörtern. Wichtig ist, dass derdie Empfängerin den Schlüssel hat, um die Nachricht lesen zu können. Hier findest du eine ganze Reihe von möglichen Verschlüsselungen. Du kannst natürlich auch eigene erfinden.

Einsetzen, Streichen, Verschieben

Hänge an jeden Buchstaben einen weiteren Buchstaben oder an jedes Wort ein weiteres Wort:

  • KZADNHNRSHTE DLUA DWAYSJ LREESKEIND?

Streiche jeden dritten Buchstaben und hänge ihn an das Ende deiner Nachricht:

  • IS DOH GNZ INAC TCAEFH.

Buchstabengitter

Schreibe die Nachricht von links nach rechts in das Gitter. Fülle die leeren Felder mit zufälligen Buchstaben. Wenn die Nachricht nun von oben nach unten abgeschrieben wird, ergibt sie keinen Sinn mehr. Wenn die andere Person weiss, wie gross das Gitter ist, kann sie die Nachricht leicht entschlüsseln. «In zwei Stunden beim Zelt» wird so zu «IIDITNSEMAZTNZBWUBECENELD».

I N Z W E
I S T U N
D E N B E
I M Z E L
T A B C D

Codieren mit physischem

Schlüssel Bei diesen Verschlüsselungen benötigen beide Personen dasselbe Objekt. Nur wer im Besitz dieses Schlüssels ist, kann die Nachricht schreiben oder lesen.

Streifenverschlüsselung

Wickle einen langen Papierstreifen um ein Rohr und notiere die Nachricht. Nur wer ein gleich dickes Rohr hat, kann die Nachricht lesen.

Rasterverschlüsselung

Alle Buchstaben werden zufällig in einen Raster eingetragen. Lege auf den Raster ein durchscheinendes Papier oder eine Folie und verbinde die Buchstaben der Nachricht mit einer Linie. Gib das Papier oder die Folie mit der eingezeichneten Linie demder Empfängerin. Hat die andere Person denselben Buchstabenraster, kann sie der Linie auf dem Raster folgen und deine Nachricht entschlüsseln.

Entschlüsseln und Kombinieren

Mit Geduld und Geschick kannst du eine Nachricht auch entschlüsseln, ohne den Schlüssel zu kennen. Am besten gelingt dir das, wenn du nach Mustern suchst. Anhaltspunkte für das Entschlüsseln sind:

  • Kurze, häufig vorkommende Wörter wie «die, der, und, es».
  • Zusammen auftretende Buchstaben wie «ch, ck, qu, tz».
  • Die Häufigkeit der Buchstaben im Text. Die fünf häufigsten Buchstaben machen durchschnittlich knapp die Hälfte eines deutschsprachigen Texts aus. Die häufigsten Buchstaben sind E, N, I, S und R.

Findest du solche Muster im Text, kann dir das Hinweise auf die Verschlüsselungsart geben. Versuche dann, die von dir vermutete Verschlüsselung anzuwenden. Wenn deine Vermutung stimmt, kannst du den Text nun lesen. Je besser die Nachricht verschlüsselt ist, desto schwieriger ist auch die Entschlüsselung. Der einfachste Weg, um Nachrichten sicher zu verschlüsseln, ist die Kombination von verschiedenen Methoden. Du kannst aber auch selbst Verschlüsselungsmethoden erfinden. Allerdings wird es dadurch für den Empfänger schwieriger, die Nachricht zu decodieren.

  • Kannst du herausfinden, was der folgende Satz bedeutet? QDC YSZGBR SFDHK LH RRTKE LHDC TZAQDAHA

Geheimschriften

Bei Geheimschriften werden bekannte Buchstaben durch neue Zeichen ersetzt, die nur demder Senderin und demder Empfängerin bekannt sind. Ein einfaches Beispiel ist die Hieroglyphenschrift:

Geheimsprachen

Du kannst eine Sprache so abwandeln, dass sie zu einer Geheimsprache wird. Ersetzt du gewisse Wörter durch neue Codewörter, hast du schnell eine eigene Geheimsprache kreiert. Eine Möglichkeit ist das Ersetzen von Vokalen: Du kannst zum Beispiel alle «A» durch «ANAFA» ersetzen, alle «E» durch «ENEFE» und so weiter. Die Anwendung dieser Verschlüsselung braucht ein wenig Übung, doch das lohnt sich: Denn die neue Sprache ist für uneingeweihte Personen schwierig zu verstehen.