Orientieren

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Als Pfadi bist du viel draussen unterwegs. Um dich zu orientieren, kannst du verschiedene Hilfsmittel nutzen.

Karte

Eine Karte ist eine vereinfachte Darstellung der Umgebung. Sie bildet nie alles ab. Karten können Informationen zusammenfassen oder vereinfachen. Sie können dir aber auch zusätzliche Informationen zur Verfügung stellen. Nicht jede Karte legt auf die gleichen Aspekte Wert. Deshalb gibt es für verschiedene Aktivitäten unterschiedliche Karten.

Kartentypen

Wie eine Karte aussieht, hängt von ihrem Verwendungszweck ab. Zum Beispiel zeigen ein kugelförmiger Globus und eine digitale Weltkarte den gleichen Inhalt auf völlig unterschiedliche Art und Weise. In der Pfadi benutzen wir oft gedruckte Karten für die Orientierung im Gelände. Dafür eignen sich die Karten des Bundesamtes für Landestopografie (swisstopo) sehr gut. Swisstopo erstellt Karten der Schweiz in verschiedenen Massstäben und für unterschiedliche Anwendungen. Du findest diverses Kartenmaterial auch digital unter map.geo.admin.ch oder in der swisstopo- App.

Kartenmassstab

Massstab 1:25000 1:50000 1:100000
Verwendung Wanderung Velotouren Autofarten
Farbe braun grün rot
1 cm auf Karten Realität 250 m 500 m 1000 m
1 km auf Karten Realität 4 cm 2 cm 1 cm

Der Kartenmassstab gibt den Grad der Verkleinerung der Karte im Bezug zur Realität an. So ist bei einem Massstab von 1 : 25 000 ein Zentimeter auf der Karte in Realität 25 000 cm, also 250 m. Die Distanz auf der Karte misst du am besten mit einem Faden, einer Schnur oder einem Papierstreifen. Fahre damit der Strecke entlang, um am Ende die Länge zu messen.

Topografische Karten

Wie eine Karte aussieht, hängt auch davon ab, wofür sie verwendet wird. In der Pfadi nutzen wir topografische Karten zur Orientierung. Sie bilden die Umgebung mit gut erkennbaren Details und Geländeformen ab.

Thematische Karten

Auf thematischen Karten können auch Informationen dargestellt werden, die du in der Realität nicht siehst. Solche Karten können zum Beispiel Landesgrenzen, Naturgefahren oder Lebensräume von Tieren zeigen.

Erdbebenzonen (links), Vernetzungssystem der Wildtiere (Mitte), Einwohnerdichte (rechts). Erdbebenzonen (links), Vernetzungssystem der Wildtiere (Mitte), Einwohnerdichte (rechts).

Bestandteile der Karte

Um zusätzliche Informationen über ein Gebiet auf die Karte zu bringen, verwenden die Kartenzeichner*innen Mittel wie Signaturen, Höhenkurven, Koordinaten und vieles mehr.

Signaturen

Als Signaturen bezeichnet man die verschiedenen Zeichen, Symbole und Schriften, mit deren Hilfe Informationen über das Gebiet auf der Karte dargestellt werden. Sie sind einfach und selbsterklärend gestaltet, sodass sie schnell erkannt und verstanden werden können. Ein einzelner Baum wird zum Beispiel mit einem kleinen grünen Kreis dargestellt, ein Wald mit einer grünen Fläche, ein Bach mit einer blauen Linie, ein See mit einer blauen Fläche und ein Campingplatz mit einem kleinen Zeltsymbol. Mithilfe von Text können auch die Namen von Siedlungen oder markante Landschaftsmerkmale wie Seen oder Berge sowie viele weitere Informationen festgehalten werden.

Auf den folgenden Seiten findest du die Signaturen der gängigen Karten von swisstopo.

Koordinaten

Eine Koordinate bezeichnet einen bestimmten Punkt auf der Karte. Sie besteht aus zwei Zahlen: dem Längenwert und dem Breitenwert. Bei uns in der Schweiz steigt die Zahl des Längenwerts von West nach Ost, auf der Karte also von links nach rechts. Die Zahl des Breitenwerts steigt von Süden nach Norden, auf der Karte also von unten nach oben. Die Einheit der Koordinaten variiert je nach Karte. So werden zum Beispiel die allgemeinen Weltkoordinaten in Grad (°) angegeben.

Das Schweizer Koordinatennetz wird in Metern gemessen. Der Ausgangspunkt (Nullpunkt) ist die alte Sternwarte in Bern mit den Koordinatenwerten 2 600 000 Ost und 1 200 000 Nord. Wenn du Koordinaten aufschreibst, trennst du den Ost- und Nordwert mit einem Schrägstrich – also 2 600 000 / 1 200 000. Durch die Koordinaten kannst du jeden Punkt in der Schweiz eindeutig bestimmen, auch wenn du die beiden Zahlen aus Versehen vertauschst. So beginnt die Länge immer mit einer 2 (2 XXX XXX) und die Breite immer mit einer 1 (1 XXX XXX). Die Längenwerte reichen in der Schweiz von ca. 2 500 000 bis 2 850 000, die Breitenwerte von 1 100 000 bis 1 300 000. Die Koordinatenwerte sind meist am Kartenrand abgebildet. Mit diesem System kannst du eine Koordinate sehr schnell und einfach interpretieren. Nimm als Beispiel die Koordinate 2 665 821 / 1 209 923. Ohne dass du den Punkt auf der Karte suchen musst, kannst du herausfinden, wie weit er von der Sternwarte in Bern entfernt ist:

  • 2 665 821 – 2 600 000 = 65 821 m
  • 1 209 923 – 1 200 000 = 9923 m

Der Punkt liegt somit 65 821 m oder 65,821 km östlich und 9923 m oder 9,923 km nördlich der Sternwarte in Bern. Auf diese Art lassen sich die Abstände von zwei beliebigen Koordinaten einfach berechnen.

Höhenkurven

Höhenkurven oder Isohypsen sind Linien auf der Karte, auf denen alle Punkte die gleiche Höhe über dem Meeresspiegel haben. Die Höhenkurven sind farblich dem Gelände angepasst und mit einer Meterangabe beschriftet. Der Abstand zwischen zwei Höhenkurven (Äquidistanz) beträgt auf den Karten im Massstab 1 : 25 000 in den Alpen 20 m und im Mittelland und im Jura 10 m. Die Äquidistanz ist auf der jeweiligen Karte, meist am unteren Rand angegeben. Mithilfe von Höhenkurven lassen sich Querschnitte zeichnen und die Steigung für eine Wanderung berechnen.

Höhenprofil-Querschnitt am Creux du Van. Höhenprofil-Querschnitt am Creux du Van.

Hangneigung

Je näher die Höhenkurven beieinander liegen, desto steiler ist das Gelände. Die Neigung wird in Grad (°) oder in Prozent (%) angegeben. Eine Neigung von 1 % bedeutet, dass das Gelände auf 100 m Horizontaldistanz um 1 m ansteigt. Die Hangneigung zu kennen, ist besonders im Winter wichtig, da Hänge mit einer Neigung über 30° (58 %) stark lawinengefährdet sind.

Reliefbeleuchtung

Auf der Karte werden dir gelbe und graue Schattierungen auffallen, sogenannte Schummerungen. Sie dienen der besseren Unterscheidung von gegenüberliegenden Hängen. Mit der Realität hat die Reliefbeleuchtung nichts zu tun. Sie simuliert die Beleuchtung aus Nordwesten mit einem Lichteinfallswinkel von 45°.

Reliefbeleuchtung zwischen Villarsiviriaux und Avry-devant-Pont FR. Reliefbeleuchtung zwischen Villarsiviriaux und Avry-devant-Pont FR.

Höhenkoten

An wichtigen oder exponierten Stellen wird die Höhe auf den Meter genau angegeben. Befindet sich die Stelle am Hang, ist sie auf der Karte mit einem Punkt markiert. Die Hügel- und Bergspitzen werden mit einem «x» markiert.

Bergspitze des Piz di Rüss GR und umliegende Höhenkoten. Bergspitze des Piz di Rüss GR und umliegende Höhenkoten.

Umgang mit der Karte

Im Umgang mit der Karte gibt es drei Grundsätze zu beachten:

  • Richte die Karte immer nach Norden aus.
  • Zeichne nur mit Bleistift auf die Karte.
  • Gehe vorsichtig mit der Karte um, denn Papierkarten bekommen an den Knickstellen leicht Risse.

Kartenlesen

Kartenlesen bedeutet im Grundsatz, immer wieder die Umgebung mit der Karte zu vergleichen und sich zu vergewissern, wo man sich genau befindet. Karten stellen die Umgebung nur vereinfacht dar. Deshalb ist es wichtig, dass du dich beim Kartenlesen auf Merkmale konzentrierst, die du sowohl auf der Karte als auch in der Umgebung leicht erkennen kannst. Solche Merkmale sind zum Beispiel Strassenverläufe, auffällige Bauwerke wie Ruinen oder Kirchen, alleinstehende Bauten wie Türme, oder Bäume. Wenn du mit der Karte unterwegs bist, kann es hilfreich sein, auffällige Merkmale auf der Karte herauszusuchen, nach denen du beim Weitergehen Ausschau halten kannst. Ist auf der Karte zum Beispiel am Ende eines Waldes ein Brunnen eingezeichnet, solltest du beim Verlassen des Waldes nach einem Brunnen Ausschau halten. Wenn du ihn siehst, bist du auf dem richtigen Weg.

Koordinaten lesen

Mit Koordinaten können Positionen auf den Meter genau angegeben werden. Das ist besonders nützlich, wenn es in der näheren Umgebung keine auffälligen Landschaftsmerkmale gibt, mit deren Hilfe du einen Ort auf der Karte beschreiben kannst. Um die Koordinaten genau bestimmen zu können, benutzt du am besten einen Massstab. Wenn du keinen zur Hand hast, kannst du auch ein kariertes Papier verwenden. Beachte dabei aber die Grösse der Quadrate.

Einen Punkt auf der Karte finden

Schau dir zuerst die Kilometerangabe der Koordinate an: 2 559 297 / 1 142 435. Nun suchst du auf der Karte die entsprechenden Kilometerlinien unten links. Der gesuchte Punkt befindet sich rechts oberhalb des Schnittpunktes der Kilometerlinien.

Nun arbeitest du mit den Meterangaben weiter: 2 559 297 / 1 142 435. Der Punkt befindet sich 297 m östlich der 2559 km-Linie und 435 m nördlich der 1142 km-Linie. Wenn du die Distanzen mit dem richtigen Kartenmassstab umrechnest, kannst du diese auf der Karte einzeichnen. Bei einem Kartenmassstab von 1 : 25 000 sind das 11,9 mm nach Osten und 17,4 mm nach Norden. Im Schnittpunkt befindet sich der gesuchte Punkt.

Koordinaten zu einem Punkt finden

Suche auf der Karte die Kilometerangaben zu einem bestimmten Punkt, zum Beispiel deinem Aufenthalts- oder Zielort. Die Angaben findest du, indem du die Koordinatenlinien auf der Karte unterhalb und links des Punktes suchst. Hier sind das 2 665 000 und 1 211 000 . Nun misst du die Distanzen zwischen deinem Punkt und den Kilometerlinien. Hier auf der 1 : 25 000 Karte betragen sie 24 mm und 31 mm.

Rechne anschliessend die gemessenen Werte in die Realität um. Hier sind das 600 m und 775 m. Schreibe jetzt die vollständigen Koordinaten auf: 2 665 600 / 1 211 775 .

Kompass

Der Kompass dient der Orientierung, indem er zur Bestimmung der Nordrichtung oder der Laufrichtung genutzt wird. Das wichtigste Element ist die frei drehende Magnetnadel, die auf das Magnetfeld der Erde reagiert. Die rote Nadelspitze zeigt dabei nach Norden.

Bestandteile eines Kompasses

Gradeinteilung und Azimut

Der Kompasskreis kann nicht nur in die Himmelsrichtungen unterteilt werden, sondern auch in Masseinheiten wie Grad (0° bis 360°) oder seltener Artilleriepromille (0 A‰ bis 6400 A‰). Mithilfe dieser Einheiten kann dann das Azimut angegeben werden. Als Azimut bezeichnet man beim Kartenlesen den Winkel zwischen der Nordrichtung und einer beliebigen weiteren Richtung. So beträgt das Azimut für die Westrichtung 90°, für die Südrichtung 180° und für die Ostrichtung 270°.

Umgang mit dem Kompass

Damit sich die Nadel frei bewegen kann, wird der Kompass nur in der waagrechten Position verwendet. Am besten nimmst du die Schlaufe über die Ohren, sodass du waagrecht in den Spiegel schauen kannst.

In der Nähe von elektrischen Anlagen, Stromleitungen und metallischen Gegenständen funktioniert der Kompass möglicherweise nicht richtig, weil das Magnetfeld gestört wird.

Kompass anwenden

Karte nach Norden ausrichten

Auf den Schweizer Landeskarten ist Norden immer «oben» auf der Karte. Ist dies nicht der Fall, dann ist eine Windrose oder ein Nordpfeil abgebildet. Damit du dich mit der Karte gut orientieren kannst, ist es hilfreich, die Karte nach Norden auszurichten. Lege den Kompass auf die Karte und drehe die Karte mit dem Kompass so lange, bis die Kompassnadel und die Nordrichtung der Karte übereinstimmen.

Azimutbestimmung

Peile mit dem Kompass ein Ziel an. Drehe nun die Magnetnadeldose, bis die Nadel zwischen den Nordmarken zu liegen kommt. Der Zeiger gibt auf der Skala das Azimut an.

Azimut auf der Karte messen und übertragen

Du kannst das Azimut einer Peillinie auf der Karte bestimmen oder auf die Karte übertragen, ohne die Karte nach Norden auszurichten. Lege dafür den Kompass mit einer Kante an die gewünschte Peillinie und drehe die Magnetnadeldose, bis die Nordmarken parallel zu der Nord-Süd- Koordinatenlinie auf der Karte sind. Nun liest du auf der Skala das Azimut ab.

Um das Azimut auf die Karte zu übertragen, führst du dieselben Schritte in umgekehrter Reihenfolge durch: Stelle auf der Skala das gewünschte Azimut ein und richte anschliessend die Nordmarken an den Nord-Süd-Koordinatenlinien aus. Nun kannst du die Peillinie entlang der Kompasskante einzeichnen.

Laufen nach Azimut

Wenn du dich wegen schlechter Sicht nicht orientieren kannst, kannst du deine Laufrichtung mithilfe des Azimuts bestimmen. Stelle das Azimut auf der Skala durch das Drehen der Magnetnadeldose ein. Nun richtest du dich mit dem Kompass so aus, dass sich die Nadel zwischen den Nordmarken befindet. Such dir ein Ziel in der Umgebung aus, das auf der Verlängerung deiner Peillinie liegt, und gehe dorthin. Findest du kein geeignetes Ziel in Sichtweite, kannst du eine Freundin an eine sichtbare Stelle auf deiner Peillinie dirigieren und läufst bis zur Freundin. Von dort aus wiederholt ihr beide das ganze Prozedere so oft, bis ihr euer gewünschtes Ziel erreicht.

Umgehen eines Hindernisses

Wenn du nach Azimut läufst und ein Hindernis wie zum Beispiel ein See auftaucht, musst du dieses umgehen. Drehe dich mit dem Kompass so lange vom Hindernis weg, bis die Nadel zwischen den nächsten Umgehungsmarken zu liegen kommt. Laufe in die entsprechende Richtung und zähle deine Schritte, bis das Hindernis deine ursprüngliche Laufrichtung nicht mehr blockiert. Gehe nun wieder deiner ursprünglichen Laufrichtung entlang, die Nadel zwischen den Nordmarken. Sobald du das Hindernis hinter dir gelassen hast, drehst du dich so lange zum Hindernis zurück, bis die Nadel zwischen den entgegengesetzten Umgehungsmarken zu liegen kommt. Laufe nun gleich viele Schritte in diese Richtung, wie du vorhin gezählt hast. Anschliessend befindest du dich wieder auf deiner Linie und kannst deinem ursprünglichen Azimut folgen.

Rückwärts einschneiden

Wenn du deinen eigenen Standort auf der Karte nicht genau kennst, du aber mindestens zwei markante Punkte in der Umgebung und auf der Karte siehst, kannst du anhand dieser Punkte deinen eigenen Standort bestimmen. Diese Kompasstechnik heisst «Rückwärts einschneiden».

Suche die beiden Punkte auf der Karte und markiere sie. Bestimme das Azimut der beiden Punkte und übertrage sie auf die Karte bei den entsprechenden Markierungen. Allenfalls musst du die Azimutlinien mit einem Massstab verlängern. Der Schnittpunkt dieser beiden Linien zeigt deinen Standort an. Du kannst deinen Standort auch mit drei Punkten bestimmen, dann ist das Ergebnis genauer. Findest du nur einen markanten Punkt im Gelände, musst du – nachdem du dessen Azimut bestimmt und übertragen hast – deine Umgebung mit der Karte vergleichen, um deinen ungefähren Standort auf der Linie zu bestimmen.

Vorwärts einschneiden

Wenn du einen markanten Punkt in der Landschaft siehst und ihn auf der Karte finden möchtest, kannst du «vorwärts einschneiden ». Dafür musst du jedoch deinen Standort kennen. Bestimme von deinem Standort aus das Azimut des markanten Punktes und zeichne es auf der Karte als Linie ein. Begib dich an einen zweiten Standort und wiederhole das Vorgehen. Du kannst nun beide Azimutlinien verlängern, bis sie sich schneiden. Am Schnittpunkt beider Linien befindet sich der von dir gesuchte Punkt.

GPS

Das Global Positioning System (GPS) ist ein satellitengestütztes Navigationssystem, das seit den 1990er-Jahren verfügbar ist und ständig weiterentwickelt wird. Mittlerweile verfügen neben den USA mit dem GPS auch die EU (Galileo), Russland (GLONASS) und China (Beidou) über eigene Navigationssysteme.

Mit den Informationen von lediglich vier Satelliten, die konstant die Uhrzeit und ihre Position aussenden, können GPS-Empfangsgeräte ihre Uhrzeit, Position, Höhe über Meer, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung berechnen.

Du kannst die GPS-Technologie nutzen, um deinen Standort zu bestimmen oder mit elektronischen Kartendiensten eine Route zu planen, abzulaufen und aufzuzeichnen. Verlasse dich aber nicht blind auf diese Hilfsmittel, da sie nicht immer auf die genauesten oder aktuellen Karten zugreifen können. Das GPS ersetzt deine Kartenlesekenntnisse nicht. In Kombination mit einer Papierkarte ist es jedoch ein nützliches Hilfsmittel.

Orientieren ohne Karte und Kompass

Falls du ohne Karte und Kompass die grobe Himmelsrichtung bestimmen möchtest, hast du einige Möglichkeiten:

  • Die Sonne geht morgens im Osten auf, steht mittags im Süden und geht abends im Westen unter. .
  • Der Polarstern steht genau im Norden
  • Nord- und Nordosthänge sind oft schattiger und daher länger schneebedeckt.
  • Das Wetter kommt oft aus dem Westen: Deshalb wächst Moos auf Bäumen und Felsen auf der Westseite, und Häuserfassaden sind auf dieser Seite stärker verwittert.
  • Benutze deine Uhr als Hilfsmittel: Richte den Stundenzeiger auf die Sonne und halbiere den Winkel zwischen der 12 auf der Uhr und dem Stundenzeiger. Das gibt dir ungefähr die Südrichtung an.

Krokieren

Krokis sind handgezeichnete Karten oder Umgebungspläne, die der Orientierung dienen. Generell gilt für das Zeichnen von Krokis: Weniger ist mehr! Zeichne nur das Nötigste und vereinfache so weit wie möglich. Zeichne mit sauberen Linien und notiere hilfreiche Informationen wie einen Titel, deinen Namen, das Datum und die Uhrzeit, eine Legende, die Nordrichtung und den ungefähren Massstab. Es gibt verschiedene Arten von Krokis, zum Beispiel das Plan-, Ansichts-, Weg- und Kompasskroki.

Plankroki

Das Plankroki kommt einer Karte am nächsten. Du kannst darin Orientierungspunkte wie Bäume, Bäche oder Gebäude hervorheben und Informationen mit Text ergänzen.

Ansichtskroki

Das Ansichtskroki zeigt einen Ausschnitt aus der Umgebung – ähnlich wie ein Foto. Was in der Nähe liegt, wird mit dicken Linien gezeichnet, und was weiter entfernt ist, wird mit feinen Linien festgehalten. Gebäude werden senkrecht, Bäume und Wälder diagonal und Gewässer horizontal schraffiert. Du kannst das Ansichtskroki nutzen, um die Umgebung zu erkunden oder eine Schnitzeljagd zu machen.

Für das Ansichtskroki gibt es folgende Signaturen:

Wegkroki

Das Wegkroki zeigt das Wichtigste links und rechts des Weges, der als Linie dargestellt wird. Du kannst es zum Beispiel für das Rekognoszieren einer Wanderung verwenden.

Kompasskroki

Auf dem Kompasskroki werden Winkel und Distanz einzelner Wegstrecken festgehalten, um sich bei schwierigen Verhältnissen besser orientieren zu können.

Plan-, Weg- und Kompasskroki haben folgende Signaturen:

Schätzen und Messen

Du kannst Distanzen oder Gewichte nicht immer messen. Aber es gibt ein paar Tricks, die dir das Schätzen erleichtern.

Vergleichsgrössen

Mithilfe von Vergleichsgrössen kannst du Dinge schnell und einfach abschätzen. So ist es hilfreich, deine eigenen Körpermasse zu kennen, um schnell und einfach andere Grössen abzuschätzen.

Andere Vergleichsgrössen:

Münzen Gewicht Durchmesser Dicke
5 CHF 13,2g 31,5 mm 2,4mm
2 CHF 8,8g 27,4 mm 2,2 mm
1 CHF 4,4 m 23,2 mm 1,6 mm
  • Blache: 1,65 m × 1,65 m
  • Zeltstock: 41,5 cm
  • Pfadikochtöpfe: 14 L: Ø = 34 cm 10,5 L: Ø = 30 cm
  • Gamelle: Hauptteil: 2 L Deckel: 0,6 L Einsatz: 0,5 L
  • Wasser: 1 L = 1 kg
  • Kariertes Papier: 4 mm oder 5 mm

Schätzmethoden

Daumensprung

Um abzuschätzen, wie weit du von einem Gegenstand entfernt bist, kannst du den Daumensprung anwenden. Halte dazu den Daumen an einem nach vorne gestreckten Arm hoch. Schau nun nur mit einem Auge und positioniere den Daumen am Rand des Objekts. Schau jetzt mit dem anderen Auge. Der Daumen ist nun scheinbar zur Seite gesprungen. Schätze nun den Abstand zwischen den beiden Daumenpositionen. Der Abstand zwischen dir und dem Objekt ist ungefähr zehn Mal so gross wie die geschätzte Distanz. Mit dieser Methode lässt sich auch eine Höhe abschätzen.

Strahlensatz

Mithilfe des Strahlensatzes lässt sich die Höhe eines Objekts ziemlich genau abschätzen. Dazu brauchst du einen Gegenstand von bekannter Grösse, den du so platzierst, dass er vom Boden aus betrachtet genau das Objekt von unbekannter Grösse überdeckt. Wenn du nun die Distanz zwischen dir und beiden Objekten misst, kannst du die Höhe des unbekannten Objekts wie folgt bestimmen:

Angenommen, du hast einen Stock von genau einem Meter Länge, den du wie oben beschrieben so platzierst, dass er von deiner Perspektive aus genau so gross erscheint wie der Baum. Von dir zum Stock misst du 1,5 m und von dir zum Baum 6 m. Mit der obigen Formel findest du heraus, dass der Baum 4 Meter hoch ist:

6 m × 1 m : 1,5 m = 4 m

Vergleichen

Vergleiche zum Beispiel die Höhe eines Turms mit einer Person, die daneben steht. Schätze ab, wie oft du die Person aufeinander stapeln müsstest, um die Turmspitze zu erreichen. Multipliziere dann diese Zahl mit der Grösse der Person, um die Turmhöhe zu berechnen.

Fliessgeschwindigkeit von Gewässern

Miss die Strecke, die ein Ast in 36 Sekunden in einem Gewässer zurücklegt. Die Fliessgeschwindigkeit in km / h erhältst du, wenn du diese Strecke in Metern durch 10 teilst. Achtung: Der Uferbereich ist fehleranfällig, da dort die Strömung gebremst wird.

Sekunden

zählen Wenn du langsam von 21 an aufwärts zählst, vergeht für jede Zahl ziemlich genau eine Sekunde.

Pendeluhr

Ein Pendel von einem Meter Länge benötigt eine Sekunde für jede vollständige Schwingung, also hin und zurück.

Freier Fall

Um eine Höhe abzuschätzen, kannst du einen kleinen Stein fallen lassen und die Sekunden bis zum Aufprall zählen. Achte darauf, dass nichts und niemand zu Schaden kommt. Die Höhe in Metern errechnest du, indem du Fallzeit mal Fallzeit mal 5 rechnest:

Zeit bis zum Sonnenuntergang

Zähle die Anzahl der Finger, die mit ausgestrecktem Arm zwischen Sonne und Horizont passen, um die Zeit bis zum Sonnenuntergang abzuschätzen. Ein Finger entspricht 15 Minuten. Achtung: Direkt in die Sonne zu schauen, schadet deinen Augen. Wende diesen Trick nur bei tief stehender Sonne und nur für kurze Zeit an.

Entfernung eines Gewitters

Die Entfernung eines Gewitters kannst du einfach errechnen. Sobald du einen Blitz siehst, zählst du die Sekunden, bis es donnert. Da die Schallgeschwindigkeit 340 m/s beträgt, legt der Donner in 3 Sekunden einen Kilometer zurück. Hörst du den Donner zum Beispiel nach 6 Sekunden, ist das Gewitter noch 2 Kilometer entfernt.